Die großen Fensterbänder des ehemaligen McDonalds am Berliner Alexanderplatz sind vollkommen zugewuchert. Ein feingliedriges Chromregal teilt sie in ein gleichmäßiges Raster, in dessen transluzenten Kompartments es unruhig blubbert. Manche sind gefüllt mit Pflanzen, die an anderen Orten der Welt als heimisch gelten. Hier und da stehen Fächer übervoll mit Laborgläsern oder einzeln abgepackten Stecklingen.
In den letzten Wochen und Monaten trafen aus den unterschiedlichsten Orten Lieferungen mit Pflanzen ein. Manche zu groß geraten für die Wohnung, andere aus den Büroräumen einer Firma, die auf Homeoffice umstellt, Konkursmasse oder einer Hanfplantage weichend müssend - ausrangierte Pflanzen füllen auf einmal die Galerieräume der nGbK.
Beginnend mit der Eröffnung der Ausstellung wird ein Umverteilungsprozess in Gang gesetzt. Die Pflanzen werden auf einem mobilen Terminal digitalisiert, das aussieht, als würde es sonst Märkischer Urwälder vermessen. Auf sechs geländegängigen Rädern dreht sich eine Scanplatform mit Zimmerpflanzen, die von zwei argwöhnischen Kameras stereoskopisch beobachtet werden, bevor sie mit einem überraschend angenehmen Gong auf dem großen Bildschirm erscheint. Die Pflanze bevölkert digital verdoppelt nun einen anderen Ort, an dem es niemals an Nährstoffen, Licht und Tau zu mangeln scheint. Hier erzählen die Pflanzen bereitwillig ihre Geschichte, während das analoge Gegenstück am Hubtisch zu Stecklingen verarbeitet wird.
Diese werden im großen lichtdurchfluteten Regal in durchsichtigen Behältern aufgezogen, bevor sie in recyclete Laborgläser verpackt und mit einer digitalen Kennung versehen an die Besucher der Ausstellung verteilt werden. Diese können per QR Code die Mutterpflanze besuchen, die mittlerweile in einem digitalen Wald lebt und von ihrem letzten Leben berichtet, während die Verbreitungswege der Setzlinge dokumentiert werden.
Website des Projekts: odf.p-a-r-a.org