Islands within the Net

von Unterflurwarten und Erdfunkstellen ― Einzelausstellung ― Peter Behrbohm @ Flottmann Hallen, Herne, 2024

Die Stadtlandschaften sind übersät mit grauen Kästen, Lüftungsrohren und vergitterten Öffnungen. Ist dies alles Infrastruktur? Oder wachsen unter dem Deckmantel der Daseinsvorsorge längst Pirateninseln wie Pilze auf einem undurchsichtigen Untergrund?

Während die Region einst von den Aktivitäten unter Tage geprägt wurde, ist es still geworden zwischen Flözen und Wetterschächten. Wo früher mit großem Aufwand der Untergrund ausgehöhlt und ans Tageslicht gebracht wurde, erinnern heute nur noch unscheinbare Lüftungsrohre auf Supermarktparkplätzen an die verflochtenen Anlagen unter der Erde. Sind sie die einzigen Verbindungstellen in eine Welt, zu der wir heute keinen Zugang mehr haben? Vielleicht gehören einige der Gullydeckel, Poller, Stromkästen, Litfaßsäulen, Abluftrohre, Trafohäuschen und Sendemasten längst zusammen, sind lediglich getarnte Fühler, Schnorchel oder Zugänge in eine Parallelwelt, die vorgibt, einen wichtigen Nutzen zu erfüllen.

Für die Ausstellung in den Flottmannhallen entsteht ein immersives Narrativ, das die infrastrukturellen Fragmente entfernter Nachbarschaften als Teil eines subversiven Netzwerks untersucht. In modellhaften Szenerien beginnt das alltägliche Straßenmobiliar plötzlich, ein Eigenleben zu führen und Nachrichten durch den Äther zu senden. Grundlage dafür sind exakte Vermessungen des Stadtraums und des ihn durchdringenden elektromagnetischen Spektrums, aus dem die Sounds stammen. Die Interventionen verstehen sich als prototypische Fehler und Pirateninseln in einer überfunktionalisierten Welt, die im Anschluss an die Ausstellung an unbekannten Orten zurück in den Alltag implantiert werden. Einzig verschlüsselt im Stadtraum angebrachte Rufzeichen werden Rückschlüsse geben auf die Erreichbarkeit der Stationen im Untergrund.